27. Juni 2023

Servitisierung oder vom Produkt zur Dienstleistung

Servitisierung oder vom Produkt zur Dienstleistung

Servitisierung – was ist das eigentlich?

Der Begriff Servitisierung (von Englisch: servitization) beschreibt ein Geschäftsmodell, bei dem ein Unternehmen nicht nur seine Produkte, sondern primär eine breite Palette von Dienstleistungen rund um diese Produkte anbietet. Der Fokus verschiebt sich in diesem Modell weg vom physischen Produkt, hin zur Dienstleistung, die dem Kunden einen Mehrwert bietet.

In der reinen Ausprägung wird die Dienstleistung selbst zum Produkt. Insbesondere für die in der Fertigung produzierenden Unternehmen bedeutet die Servitisierung nicht weniger als eine vollständige Neuausrichtung des bisher etablierten Geschäftsmodells.

Die Servitisierung erlebte ihre Geburtsstunde Ende der 1970er Jahre. In dieser Anfangszeit entwickelten erste Unternehmen insbesondere im angloamerikanischen Raum sog. After Sales-Services. Die Kunden profitierten dabei von klassischen Dienstleistungsangeboten wie der Wartung oder der Reparatur ihres gekauften Produktes sowie von der Beschaffung nötiger Ersatzteile. Den Unternehmen ermöglichten diese Services erstmals den Aufbau langfristiger Kundenbeziehungen. Ein typisches Beispiel dafür waren Geschäftsdrucker, die als Leihgeräte in den Unternehmen standen und auf Verbrauchsbasis beim Kunden abgerechnet wurden.

Produkt = Drucker

Services = Patronenlieferung plus Wartung

Im Zuge der aufkommenden Digitalisierung verschob sich das Dienstleistungsangebot zunehmend in Richtung digitaler Services rund um das Produkt, die sowohl im B2C- als auch im B2B-Segment ihre Wirkung entfalteten. Digitale Services können heute schon die Lebenszeit von Hardware verlängern, indem sie anstehende Reparaturen auch außerhalb der normalen Wartungszyklen vorhersagen und damit zur Optimierung der Produktivität beitragen. Viele Produkte erhalten dafür eine eigene Smart App.

Durch die Covid-19-Pandemie hat das Thema Servitisierung bei Entscheidungsträgern vor allem in der Fertigungsindustrie an Relevanz gewonnen. Laut Marktforschungsunternehmen Gartner werden bis 2025 mehr als 50 Prozent der Gerätehersteller ergebnisbasierte Serviceverträge anbieten, die sich auf Internet-of-Things-Konnektivität stützen. 2019 waren es noch keine 15 Prozent.

Welche Bedeutung Servitisierung in der modernen Wirtschaftswelt hat

Unternehmen, die auf die Power eines digitalen Serviceangebotes setzen, können sich in einem weitgehend gesättigten Produktmarkt vom Wettbewerber absetzen und die eigene Marke über passende individuelle Dienstleistungen ausdifferenzieren. Kundenbindung und Kundenorientierung bedeuten heute: Kundenwünsche verstehen und Kundenwünsche umsetzen. Damit lässt sich die Zufriedenheit der Kunden steigern. Und zwar langfristig.

Unternehmen müssen heute in immer schneller werdenden Zyklen neue Geschäftsmodelle entwickeln und sich dabei immer wieder ein Stück weit neu erfinden. Gerade vor Industrieunternehmen macht dieser dramatische Wandel keinen Halt. Servitisierung auf digitaler Basis bietet diesen Unternehmen die Option, das eigene Dienstleistungsportfolio mit hohem Tempo beliebig skalierbar zu machen.

Ohne Servitisierung „verzichten“ Unternehmen quasi freiwillig auf zusätzliche Umsatzquellen: Denn langfristige Serviceangebote sichern langfristige Einnahmen, die über den reinen Produktverkauf hinausgehen.

Die Treiber der Servitisierung: Technologien, Kundenerwartungen und Globalisierung

Servitisierung ist nicht weniger als ein ökonomischer Paradigmenwechsel. Während die Nachfrage nach Serviceangeboten deutlich gestiegen ist und weiter steigt, hat das reine physische Produkt heute nahezu ausgedient.

Zu den wichtigsten Treibern dieses Paradigmenwechsels zählen technologische Innovationen, allen voran die Digitalisierung. Das Internet of Things, in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Edge Computing, vernetzt, steuert, überwacht, analysiert und optimiert Produkte mit datengesteuerten Dienstleistungen, die für Kunden Mehrwert erzeugen.

Neben technologischen Innovationen spielen auch die sich verändernden Kundenerwartungen eine bedeutende Rolle bei der Weiterentwicklung der Servitisierung. Früher kauften Kunden ein Produkt, heute erwarten sie sie rundum das gekaufte oder auch gemietete Produkt ein exakt auf sie zugeschnittenes Dienstleistungsportfolio. Auch der Wunsch der Kunden nach mehr Flexibilität und Skalierbarkeit im eigenen wirtschaftlichen Handeln treibt die Servitisierung voran. Kapital muss nicht mehr in eigene Produktionsanlagen investiert werden – es steht für den Umbau des Geschäftsmodells zur Verfügung.

Digitalisierung und Globalisierung gehen Hand in Hand. Der (Preis)Druck der Märkte auf Produkte steigt. Auch das treibt die Entwicklung der Servitisierung massiv an. Nur jene Unternehmen, die in der Lage sind, sich über individuelle Dienstleistungsangebote vom Wettbewerber abzugrenzen, haben mittel- und langfristig eine Chance auf dem Weltmarkt. Hierbei gilt es, möglichst dauerhaft innovativ zu agieren und permanent neue Optionen auszuleuchten und auf ihre Machbarkeit hin zu prüfen.

Mit Strategie zur erfolgreichen Servitisierung

Noch stehen Unternehmen dem strukturellen Wandel vom Produkt zur Dienstleistung skeptisch gegenüber. Sie reichern ihre Produktionsprozesse und Produkte zwar durch das IoT oder durch Big Data-Analysen an und arbeiten damit (auch finanziell) grundlegend effizienter. Doch die letzte Meile in Richtung Dienstleistungsunternehmen wird nur von wenigen konsequent gegangen. Der massive Change, sich voll und ganz auf Services als Produkt zu fokussieren, erfordert tiefgreifende Maßnahmen, die sowohl Personal als auch Unternehmenskultur maßgeblich beeinflussen.

Egal, ob ein Unternehmen Servitisierung lediglich als Erweiterung seines Produktportfolios sieht oder ganz auf Dienstleistungen als Produkt setzt – der Kunde sollte bei den passenden strategischen Überlegungen stets im Mittelpunkt stehen. Ohne ein tiefes Verständnis für Bedarfe und Wünsche der Kunden zu entwickeln, ist jede Servitisierungsstrategie von Grund auf zum Scheitern verurteilt.

In einem ersten Schritt müssen mögliche Dienstleistungspotenziale im Unternehmen identifiziert werden.

  • Welche Dienstleistungen rundum mein Produktportfolio erwartet der Kunde?
  • Wie setze ich mich mit meinen Services vom Wettbewerber ab?
  • Welche Services bieten meinen Kunden einen echten Mehrwert?
  • Welche Dienstleistungen können über digitale Kanäle beliebig skaliert werden?
  • Welche Services rechnen sich für das Unternehmen wirtschaftlich?

Sind erfolgversprechende Dienstleistungen identifiziert, muss in einem nächsten Schritt das passende Serviceangebot dazu entwickelt werden. Hierbei sollten Unternehmen den Mut aufbringen, auch bislang ungewohnte Wege zu gehen. Hierfür bedarf es einer ausgeprägten Fehlerkultur in Kombination mit einem kreativen Mindset.

Neue Vertriebswege oder innovative Technologien lassen sich nicht umsonst implementieren. Sie verursachen Kosten, etwa beim Anstieg des Datenvolumens, der Rechenleistung oder auch der Konnektivität. Nicht selten müssen Unternehmen in diesem Zusammenhang auch gleich ihre IT-Infrastruktur grundsätzlich neu aufsetzen. Neue Serviceangebote können auch Änderungen in der Personalstruktur notwendig machen, weil neue Angebote erweiterte Kompetenzen bei den Mitarbeitenden voraussetzen. Davon betroffen sind u.a. die Abteilungen, die sich um Kundenservice und Support kümmern.

Neben der sauberen Integration der neu entwickelten Dienstleistungen über Technologien wie KI und Cloud- bzw. Edge Computing und der Entwicklung neuer Preis- und Bezahlmodelle erfordern Serviceprodukte vor allem ein grundsätzlich neues Mindset im Unternehmen. Ohne die Bereitschaft, das traditionelle Denken über Produkte zu überwinden und stattdessen eine “Kultur des Services” zu etablieren, können Anbieter bei ihren Kunden nicht punkten. Das bedeutet: Immer bereit sein, schnell auf neue Kundenbedürfnisse reagieren zu können und gilt für alle Unternehmensebenen.

Servitisierung in verschiedenen Branchen

Die Servitisierung ist nicht auf bestimmte Branchen beschränkt, sie wirkt branchenübergreifend. Insbesondere die IT-Branche entdeckt immer neue Möglichkeiten der Entwicklung und Ausgestaltung von Serviceangeboten. Diese reichen beispielhaft von Software-as-a-Service (SaaS) über Cloud Computing und Managed Services wie Device-as-a-Service, Data-as-a-Service und Desktop-as-a-Service bis zu den Themenfeldern Cybersecurity und Datenanalyse.

Beim Beispiel SaaS kauft der Kunde keine Software mehr, sondern bezieht sie als Dienstleitung über das Web. Der Anbieter stellt die Software bereit und kümmert sich während der Nutzungsdauer um Wartung, Support und Updates.

Beim Cloud Computing bieten Servitisierungsanbieter ihren Kunden an, die komplette IT-Infrastruktur sowie Unternehmensplattformen in der Cloud zu hosten.

Bei den Themen Cybersecurity und Datenanalyse nutzen Unternehmen die hochspezialisierten Managed Services passender Anbieter, die von Netzwerküberwachung bis zum Zugriffsmanagement reichen.

Auch die Automobilindustrie setzt verstärkt auf Servitisierung. Beispiel: Car Sharing. Für die Verbraucher entfallen hohe Anschaffungskosten, die Hersteller konzentrieren sich nicht mehr ausschließlich auf den Fahrzeugverkauf, sondern werden zum Mobilitätsdienstleister. Die Nutzer zahlen nur noch die tatsächliche Fahrzeit, abrechenbar auf die Minute.

Im Energiesektor gewinnt die Servitisierung ebenfalls an Bedeutung. Hier geht nicht mehr nur um den Verkauf von Energie als Produkt, sondern um eine vernetzte Palette an Angeboten, die von Optimierungs- und Sparmaßnahmen über nachhaltige Energieversorgung bis zu virtuellen Speichern reichen, die den Kunden eine sichere Energieversorgung garantieren.

Eine der am stärksten von der Servitisierung betroffene und gleichzeitig profitierende Branche ist die Fertigungsindustrie. Weil das frühere Geschäftsmodell „Einmalig verkaufen“ sukzessive in das Geschäftsmodell „Dauerhaft mieten und nutzen“ übergeht. Dabei bleiben die Produktionsmaschinen immer Eigentum des Herstellers. Der Kunde nutzt die Hardware dann auf Basis eines Abo-Modell mit Nutzungsgebühr. Durch die Vernetzung der Produkte mit dem Internet of Things kann der Servitisierungsanbieter jederzeit erkennen, in welchem Zustand die genutzten Produkte sind. Er kann remote darauf zugreifen und präventiv handeln, bevor eine Maschine beim Kunden nicht mehr funktioniert.

Aus dem einmaligen Verkauf und der einmaligen Lieferung entwickelt sich dank Servitisierung ein dynamisches „As-a-Service“-Modell, das kontinuierlich läuft und kontinuierliche Umsätze generiert. Im Jahr 2022 generierten einige Hersteller von Industriemaschinen bereits mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes und sogar 100 Prozent ihres Gewinns aus Dienstleistungen, wie eine Umfrage von Bain & Company ergab.

Da heute (fast) alles "as-a-Service" angeboten wird, hat sich der Begriff XaaS (Anything-as-a-Service) etabliert.

Vorteile der Servitisierung für Anbieter und Unternehmen

Servitisierung ist ein digitales Wachstumsmodell, dessen Grenzen momentan noch nicht absehbar sind. Es profitieren sowohl Unternehmen, die Dienstleistung als Produkt verstehen, als auch in besonderem Maße deren Kunden.

So profitieren Kunden:

  • Servitisierung hilft Unternehmen, die eigenen Fixkosten zu senken – sie zahlen nur nach Nutzung, nicht mehr für die Anschaffung
  • Servitisierung hilft Unternehmen, die Risiken zu minimieren – die trägt das Dienstleistungsunternehmen bzw. der Hersteller der genutzten Produkte
  • Servitisierung hilft Unternehmen, grundsätzlich eine bessere Qualität zu erhalten – sie können sich völlig auf Kundenbedürfnisse konzentrieren und die gesamte Wertschöpfungskette effektiv kontrollieren
  • Servitisierung hilft Unternehmen, nachhaltiger und effizienter zu wirtschaften – ungenutzte Maschinen stehen nicht als „totes Kapital“ in der Fertigungshalle

So profitieren die Anbieter von Servitisierung:

  • Es werden neue und vor allem wiederkehrende Umsatzquellen geschaffen
  • Es werden Kunden langfristig an das eigene Unternehmen gebunden und die Kundenbeziehung messbar verbessert
  • Es werden klare Unterscheidungen zu den Wettbewerbern entwickelt, die Marke wird stärker
  • Es entstehen Upselling-Optionen durch die enge Bindung an den Kunden

Servitisierung ist eine leistungsstarke Option für all jene Unternehmen, die Ihre Kundenbeziehungen von einem einfachen Verkaufsprozess in eine langfristige und vertrauensbasierte Partnerschaft transformieren möchten. Der wesentliche Unterscheidungsfaktor im harten Wettbewerb ist nicht das Produkt, sondern die gebotene Servicequalität.

Diese Herausforderungen bei der Servitisierung müssen aufgelöst werden

Da sich hinter Servitisierung nicht weniger als ein kompletter Umbruch des Geschäftsmodells verbirgt, müssen Unternehmen bei der Einführung mit Bedacht und kritischem Blick vorgehen. Die Servitisierung lässt nicht per Mausklick umsetzen. Sie benötigt Zeit, Kreativität und Engagement aller am Prozess Beteiligten. Denn Servitisierung ist ein Prozess, der tiefgreifende Veränderungen anstößt. Anstoßen muss. Und ohne den ernsthaften Willen zur Innovation ist er zum Scheitern verurteilt.

Grundsätzlich ergeben sich durch Servitisierung organisatorische Veränderungen im Unternehmen. Die Bedeutung einiger Unternehmensbereiche, darunter insbesondere Kundenservice und Kundensupport wird durch die Bedeutung datenbasierter, personalisierter Dienstleistungen erheblich zunehmen. Um dieser Entwicklung Rechnung tragen zu können, müssen Mitarbeitende dienstleistungsorientiert weitergebildet und geschult werden. Die Servitisierung kann auch dazu führen, dass etwa in der Produktion Überkapazitäten entstehen, was zu Personalabbau führen kann. Wenn ein Unternehmen unter dem Fachkräftemangel leidet, dann kann dieser dadurch gelindert werden. Eine typische Begleiterscheinung derartiger Change-Prozesse ist weiterhin eine zunehmende Verunsicherung der Mitarbeitenden, der dringend mit kommunikativen Maßnahmen entgegengewirkt werden muss.

Der Wechsel von einem produktorientierten hin zu einem dienstleistungsorientierten Geschäftsmodell betrifft das unternehmerische Denken als solches. Anstatt Standardprodukte zu verkaufen, müssen jetzt passende Dienstleistungen identifiziert, entwickelt, koordiniert und verwaltet werden. Diese Komplexitätszunahme kann Unternehmen rasch überfordern.

Wichtige Erfolgsfaktoren für die Servitisierung

Damit Servitisierung erfolgreich umgesetzt werden kann, müssen mehrere Faktoren ineinandergreifen. Ohne sorgfältige strategische Planung, transparente interne Kommunikation und die Auswahl passender IT-Systeme lässt sich die Komplexität des Themas nur unzureichend auflösen.

Wichtige Hebel sind Unternehmenskultur und Führungskultur. Unternehmen, die über Jahrzehnte nur in Produkten gedacht haben, müssen sich gedanklich nun voll auf die Themen Dienstleistung und Kunde fokussieren. Diese Neuausrichtung muss sich in jeder Abteilung widerspiegeln. Damit auch die eigenen Mitarbeitenden mitziehen, müssen sie von den Vorteilen der Servitisierung für das Unternehmen überzeugt werden. Dabei helfen vor allem Weiterbildungen und Schulungen, die nicht nur eine dringend benötigte neue fachliche Expertise vermitteln, sondern die Beschäftigten auch aktiv in den Prozess der Unternehmenstransformation einbeziehen. Deshalb sollten Unternehmen, die eine Servitisierung anstreben, auf jeden Fall in die Themen Kommunikation und Organisationsformen investieren.

Partnerschaften oder Kooperationen mit Technologieunternehmen erweitern den Spielraum von Unternehmen - von gemeinschaftlich genutzter Infrastruktur, mit denen Kosten gesenkt und Produktivität gesteigert werden kann, bis hin zu einem breiteren Leistungsspektrum, das für die Kunden Mehrwerte schaffen kann.

Last but not least: Nach der Produktentwicklung ist bei der Servitisierung vor der Produktentwicklung. Der Prozess zur Weiterentwicklung und Verfeinerung der Dienstleistungen endet nicht. Deshalb sollten Unternehmen, die eine langfristig erfolgreiche Servitisierung anstreben, unbedingt ein nachhaltiges Innovationsmanagement betreiben. Nur, wer sein Angebot kontinuierlich verbessert, hat auf einem umkämpften und vor allem schnelllebigen Markt eine Chance.

Welche Rolle spielt die Technologie bei der Servitisierung?

Die Zukunft der Servitisierung ist eng mit zukunftsweisenden Technologien verbunden. So sind personifizierte Dienstleistungen ohne Big Data und deren sichere und schnelle Verarbeitung beispielweise etwa über Cloud Computing nicht denkbar.

Das zeigt sich insbesondere am Internet of Things (IoT), bei dem physische Produkte mit Software und Konnektivität ausgestattet sind. Das IoT ermöglicht die Vernetzung zwischen Produkten. Daraus ergibt sich eine intelligente und oftmals auch automatisierte Interaktion, mit der Dienstleistungen rund um das Produkt angeboten werden können.

Das IoT als technologisches Konzept wirkt wiederum maßgeblich auf die Industrie 4.0 – die von einer vernetzten und weitestgehend automatisierten Produktionsumgebung bestimmt wird. Hierbei kommunizieren Produktionsanlagen auf der Basis von Echtzeitdaten miteinander, die Produktionsprozesse lassen sich optimiert steuern. Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen befeuern diese Systematik zusätzlich, sodass physische und digitale Systeme verbunden werden.

Cloud Computing und Big Data ermöglichen es Unternehmen, ihre Analyse und Business Intelligence-Fähigkeiten für Servitisierung zu nutzen und auszubauen.

Das sind Zukunftsperspektiven der Servitisierung

Expert:innen sehen einen Haupttrend der Servitisierung: die noch ausgeprägtere Personalisierung und Individualisierung der angebotenen Dienstleistungen. Diese könnten durch disruptive Technologien wie KI und ML einen momentan noch nicht absehbaren Differenzierungsgrad erreichen. Dafür muss das individuelle Kundenverhalten so exakt analysiert werden können, dass jeder Kunde ein maßgeschneidertes Angebot an Services erhalten kann.

Auch Nachhaltigkeit wird Trendanalysen zufolge die Servitisierung in der Zukunft bestimmen. Immer mehr Unternehmen streben danach, ihr Serviceangebot nachhaltig und umweltbewusst weiterzuentwickeln. Weil sie wissen, dass die Nachfrage auf Kundenseite beständig steigt. Investitionen in Nachhaltigkeit treiben die Innovationskraft von Unternehmen. So können innovative und nachhaltig gestaltete Produkte und Dienstleistungen neue unternehmerisch Möglichkeiten eröffnen, die wieder direkt auf den Umweltschutz einzahlen. Beispiele wären neuartige Miet- oder Sharing-Konzepte, die ressourcenschonend sind. In diesem Zusammenhang gewinnt auch die Kreislaufwirtschaft immer mehr an Bedeutung, die insbesondere in Krisenzeiten eine stärkere Unabhängigkeit von globalen Lieferketten gewährleistet. Produkte und die dazu passenden Dienstleistungen werden hier zirkulär gedacht. So tragen das Leasing oder Vermieten von Produkten oder die Wiederverwendung von langlebigen Komponenten etwa in der Automobilindustrie zu einer längeren Lebensdauer von Produkten bei.

In allen genannten Modellen profitieren Unternehmen von einem Austausch mit anderen Organisationen, die bereits Erfahrungen bei der Umsetzung neuer Geschäftsmodelle gesammelt haben. Der Zusammenschluss mit Kooperationspartnern muss der eigenen unternehmerischen Entwicklung nicht im Wege stehen. Im Gegenteil, wenn Partner ihre jeweiligen Stärken in die Kooperation einbringen, entstehen Synergien und eine klassische Win-Win-Situation, weil die Wertschöpfungskette erweitert wird. So können dank Servitisierung ganze Öko-Systeme entstehen.

Zusammenfassung

Servitisierung beschreibt einen Paradimenwechsel in der globalen Wirtschaft. Unternehmen bieten ihren Kunden nicht mehr nur physische Produkte an, sondern erweitern das Portfolio um Services, die zum Produkt passen. In letzter Konsequenz bieten Unternehmen ihre Services als Produkt an. Über diese Kombination von Leistungen erweitern sie ihr Angebot und schaffen für ihre Kunden einen spürbaren Nutzen und Mehrwert. In der Servitisierung wird der Produzent zum produzierenden Dienstleister und nutzt die digitale Transformation, um neue Absatzpotenziale zu erschließen.

Servitisierung ist anfänglich immer nur eine Erweiterung des eigenen Dienstleistungsportfolios, erfordert aber ein grundsätzliches Umdenken in Richtung Kunden. Das Geschäftsmodell hinter Servitisierung bezeichnet man als „as-a-Service“ – wobei quasi alles „as-a-Service“ (XaaS) angeboten werden kann: Software, Hardware, Büroausstattung usw. Für diese Services zahlen die Kunden auf Basis verschiedener Modelle wie Abo, Pay per Use, on demand usw.

Servitisierung basiert auf innovativen Technologien wie Internet of Things, Künstlicher Intelligenz, Big Data und Cloud Computing. Derartige Technologien treiben die Möglichkeiten der Servitisierung in bisher unbekannte Detailtiefe bei der Kundenzentrierung.

Kunden und Anbieter profitieren im gleichen Maße von Servitisierung. Spürbare Kosteneinsparungen, verstärkte Kundenbindungen, neue Umsatzquellen und zukunftsgerichtete Geschäftsmodelle sind die zentralen Vorteile von Servitisierung.

Servitisierung: Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Was bedeutet Servitisierung?

Servitisierung ist ein nutzungs- und performancebasiertes Geschäftsmodell, bei dem Unternehmen nicht nur ihre Produkte verkaufen, sondern darüber hinaus ihren Kunden eine mit dem Produkt verbundene breite Palette an Dienstleistungen anbieten. Servitisierung ist in zahlreichen Organisationen heute schon mehr als ein Trend. Kunden profitieren vor allem davon, dass sie keine Investitionen in teure Produktionsanlagen oder Hardware tätigen müssen. Sie nutzen die Produkte des Herstellers auf einer Mietbasis.

Warum ist Servitisierung für Unternehmen wichtig?

Über Servitisierung können sich Unternehmen klar vom Wettbewerb abgrenzen. Nicht das Produkt, sondern die damit verbundenen Services machen den Unterschied und bieten den Kunden einen echten Mehrwert. Den Kunden wird ein völlig neues und vor allem individuelles Nutzererlebnis ermöglicht. Die Folge: Kunden binden sich langfristig an die Anbieter. Servitisierung ermöglicht es Unternehmen, sich in einer rasch wandelnden Geschäftswelt schnell an neue Bedingungen und Herausforderungen anzupassen. Unternehmen können durch Servitisierung neue Einnahmenquellen erschließen, die im Idealfall langfristig und dynamisch wachsen.

Welche Vorteile und Herausforderungen bringt die Servitisierung mit sich?

Servitisierung bringt sowohl Anbietern als auch nutzenden Unternehmen zahlreiche Vorteile. Die wichtigsten sind Kostensenkungen, Verbesserung der Kundenbeziehung, Skalierbarkeit der Angebote, Risikominimierung. Zentrale Herausforderung ist das Umdenken und die Neuausrichtung von Produkt in Richtung Dienstleistung und Kunde. Dieser Wandel braucht Zeit, Kreativität und Investitionen, vor allem in die Weiterbildung der Mitarbeitenden.

Wie können Unternehmen die Servitisierung erfolgreich umsetzen?

Hierfür müssen Unternehmen die Bedarfe und Wünsche ihrer Kunden kennen. Das ist die Grundlage für die Anpassung bzw. Neuausrichtung des eigenen Geschäftsmodells. Denn im Idealfall entwickeln Unternehmen Dienstleistungen, die über das heute bereits normale Paket aus Wartung, Schulung und Support weit hinausgehen. Dann wird die Dienstleistung selbst das Produkt. Mit dem Vorteil, dass es nicht nur einmal verkauft wird, sondern aufgrund der Nutzung ein langfristiges Einnahmegarantie bietet. Außerdem müssen Unternehmen immer am Ball bleiben und ihre Dienstleistungen permanent weiterentwickeln.

Wie beeinflusst die Technologie die Servitisierung?

Massiv. Ohne technologische Innovationen wie KI, ML oder Internet of Things bleibt die Servitisierung auf dem heutigen Level stehen. Insbesondere die Fähigkeit, für ein physisches Produkt mittels Datenverarbeitung neue, personalisierte Dienstleistungen anzubieten, steht und fällt mit der Möglichkeit, gewaltige Datenmengen zu vernetzen, zu analysieren und daraus neue Optionen abzuleiten.

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